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RAUM.PFAD | Kurator

RAUM.PFAD – eine Koproduktion von Ringlokschuppen und RUHRtriennale Künstlerische Leitung Holger Bergmann


RAUM.PFAD ist ein Streifzug durchs Ruhrgebiet, abseits der bunt beleuchteten Industrieromantik. Vier ungewöhnliche Projekte begeben sich auf unbekanntes Terrain: eine Medien-Performance erforscht den virtuellen Raum, eine unheimliche Theaternacht jenseits von Gut und Böse endet in einem Bochumer Parkhaus, Tänzer suchen an den Rändern des Berliner Platz in Essen nach Spartacus und auf einem Hochhausdach in Mülheim geschieht ein dramatischer Aufbruch zum Mond.
Wie ein Astronaut im All schweben wir in absoluter Schwerelosigkeit zwischen alten und neuen Fragen. Alte Gewissheiten über die Ordnung, die Arbeit, die Welt, das Leben und den Menschen lösen sich auf. Besonders im Ruhrgebiet kennt man den freien Fall: Wo ehemals Industrie war, ist heute Kultur – wer früher eine Arbeit hatte, hat heute keinen Beruf mehr: Man möchte sich manchmal fragen, ob man auf dem richtigen Planeten ist und unterlässt es, weil man den Boden unter den Füßen schon lange verloren hat. Am Ende kosmologischer Abenteuer und intellektueller Expeditionen ins Nichts steht die Suche nach einem Ort, von dem aus Denken und Fragen möglich ist. Die Suche beginnt irgendwo im Niemandsland zwischen verwahrlosten Fußgängerzonen, zerfallenden Siedlungen und leerstehenden Parkhäusern. Kein schlechter Ort für neue Fragen.

OEDIPUS RELOADED
Medienperformance von Klaus Obermaier
Ringlokschuppen Mülheim Premiere: 2. Juni 2004, Vorstellungen: 3., 4., 5., 6., 8.
und 9. Juni 2004, Beginn 20 Uhr

BEING JEKYLL & HYDE
Theaternacht mit Musik von „bohren und der club of gore“, Regie: Michael Witte
Parkhaus Ebene 3, Bermudadreieck Bochum, Premiere: 18. Juni 2004, Vorstellungen: 19., 20., 22.,23., 24., 25., 26. Juni 2004

SPARTACUS III
Tanztheater, Choreographie: Mark Sieczkarek

Berliner Platz, Essen, Premiere: 7. Juli 2004, Vorstellungen: 8., 9., 10., 11. Juli 2004

DER MANN VON OBEN
Wohnexperiment , Regie: Albrecht Hirche
SWB Hochhaus Hans-Böckler-Platz 5, Mülheim, Premiere: 14. Juli 2004, Vorstellungen: 15., 16., 17., 18., 20., 21., 22., 23. Juli 2004


RAUM.PFAD Produktionen

ÖDIPUS RELOADED
Ringlokschuppen/Bühnenraum/Mülheim
Der Wiener Medienkünstler Klaus Obermaier entwickelt einen bespielbaren virtuellen Raum, in dem durch interaktive Video- und Samplinganlagen Raum, Körper, Bewegung, Stimme und Sounds live bearbeitet, verfremdet und „choreographiert“ werden. Jenseits des realen Raumes begibt sich Ödipus, der erste Forschungsreisende, der nicht mehr wusste, wo er ist, auf seine Suche nach der richtigen Frage. Sie lehrt den tragischen Helden, das er nicht die richtigen Fragen gestellt hat – vielleicht, weil er die nach dem Ort vergessen hat.

Die Aufführung bietet mit ihrer Spiegelfläche, die aus einer breiten Wasserschicht im Raum besteht, ein faszinierendes Schauspiel. Klaus Obermaier ist eine wunderschöne, mitreißende Inszenierung gelungen. Hannes Hellmann als Schauspieler zitiert Texte verschiedener Dichter und Philosophen, die schon durch ihren Klang eine besondere Atmosphäre schaffen. Eine tolle Komposition von Mensch, Tönen und Bildern.gt;


DER MANN VON OBEN
SWB Hochhaus/Mülheim
Auf dem Dach eines Hochhauses richtet sich der Blick von Regisseur Albrecht Hirche in den Himmel. Was erwarten wir, wenn wir nach oben schauen? Eine Antwort? Eine Frage? Außerirdische, die uns abholen? Den Mann im Mond? DER MANN VON OBEN begibt sich auf ein Wohn-Experiment in schwindelnder Höhe. Wie hoch oben können wir uns einrichten, ohne zu fallen?
Die Atmospäre ist international gestaltet: Begrüßung und Aufstieg in den 20. Stock erfolgt mit spanischer Untermalung, die Aufführung selbst mit den Sprachfetzen verschiedener Nationen, wie man sie sich bei modernen Expeditionen vorzustellen hat. Das Stück stellt die Situationen von Raumfahrern in Vorbereitung und Durchführung ihrer Missionen dar. Etwas für progressive Theaterbesucher. Einmaliger Ausblick vom Hochhausdach auf Mülheim und seine Umgebung. Man bangt etwas mit den Schauspielern am Abgrund.


BEING JEKYLL & HYDE
Parkhaus/Bochum
Michael Witte entwirft eine Theaternacht mit Live-Musik von „bohren und der club of gore“. Ein leerstehendes, verlassenes Parkhaus ist ein un-heimlicher Ort, ein Ort der Angst und Verunsicherung. Hinter jedem Pfeiler lauert Gefahr, versteckt sich das Böse. Doch wie kann ich dem Bösen entrinnen? Wie Gut und Böse unterscheiden? Die Produktion BEING JEKYLL & HYDE begibt sich in den fließenden Raum der Moral, in dem jede Selbsterkenntnis zur Horror-Story wird.

Eine neue Version von Dr. Jekyll and Mr. Hyde wird präsentiert. Emotionen junger Erwachsener: Selbstmordgedanken, Beziehungsprobleme, Elternkonflikte. Texte, die nicht immer leicht zu verstehen sind, aber große Schauspieler, meditative Musik und ein beeindruckendes Bühnenarrangement in einer Parkhausebene am Bemuda3eck.


SPARTACUS III
Innenstadtbrache/Berliner Platz Essen
In der Abbruchlandschaft am Ende der Stadt beginnt die Suche des Choreographen Mark Sieczkarek: eine Reise, die von der Rebellion in den Überlebenskampf des Einzelnen geführt hat. Gibt es eine Sehnsucht nach Befreiung oder eine Sucht nach Selbstverwirklichung? Gibt es den ganz anderen Ort der Sehnsucht?